Königsinterview
Mit Markus Holz
König der St. Antonius-Schützengilde 1531 Kevelaer e.V.
Von Jürgen Nobbers
Wie lange bist Du schon bei den MÄNN?
Das genaue Datum ist mir leider entfallen, aber ich weiß, dass es mehr als 20 Jahre sein müssten. Mein erstes Vogelschießen war auf dem Gildenkamp und müsste demnach im Festjahr 1994 gewesen sein. Dieses Vogelschießen war ein ganz Besonderes und wird mir immer in der Erinnerung bleiben.
Warum Bist Du Mitglied geworden?
Ich begleite die Schützenumzüge in Kevelaer schon seit 1983. Ich wurde damals Mitglied im Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Kevelaer damals unter der Leitung von Willi van Bühren. Ich lernte das Spiel der Spielmannszugpfeife und auch das marschieren. Das ganze gefiel mir von Anfang an sehr gut und ich beschäftigte mich mit der Marschmusik und dem Schützenwesen. Je mehr ich mich damit beschäftigte, desto interessanter wurde es. Musik, Tradition, Schießsport und Kameradschaft sind natürlich nur Schlagwörter eines komplexen Gebildes und es ist schwer zu beschreiben, was sonst noch alles dazugehört, aber, mich beeindruckte das dermaßen, dass ich Schütze werden wollte, zusätzlich zu meinem Musikersein. Den Ausschlag für die St. Antonius Gilde gab meine Freundschaft zu Björn Helmus, der, wie seine gesamte Familie, auch in der Gilde war. Dadurch kannte ich schon einige Bruders. Dies erleichterte meinen Einstieg in die Gemeinschaft, wobei ich allerdinge sagen muss, dass ich mit offenen Armen und in aller Herzlichkeit aufgenommen wurde.
Wann hast Du das erste Mal davon geträumt, Schützenkönig zu werden?
Geträumt hab ich schon lange davon. Es ist nicht näher bestimmbar, wann ich das erste Mal den Traum hatte, aber ich denke, es war schon vor meinem Eintritt in die MÄNN. Warum Mitglied in einer Gilde sein, wenn man nicht den Traum hat, auch mal König zu sein. Das war es wohl, was ich mir im Innersten immer gedacht habe.
…und wann das erste Mal ernsthaft daran gedacht?
Ernsthaft daran gedacht habe ich daran schon ein paar Jahre, doch kam leider immer was dazwischen. Ich begann wieder zu studieren und hätte die Zeit nicht gehabt (dachte ich), ich hatte keinen Adjutanten, der an meiner Seite stehen wollte (jedenfalls nicht in dem Jahr) und einiges Anderes, das meinen festen Entschluss König zu werden nach hinten schob.
Der Moment, in dem der Vogel fiel: Woran erinnerst du Dich?
Das war eher Surreal. Ich krümmte den Finger und der Vogel fiel, wie in Zeitlupe. Die Menschen um mich rum schrien und die Ersten, die mir gratulierten waren der Schießmeister und meine beiden Mitstreiter um die Königswürde. Sie freuten sich für mich, auch wenn sie enttäuscht waren, es selber nicht gemacht zu haben. Danach erinnere ich mich an das glückliche Gesicht meiner Frau und an das stolze Gesicht meines Vaters. Darüber hinaus erinnere ich mich an die führende Hand und Stimme von Rudi, der mich in Richtung Geschäftszimmer brachte.
Viele Aspiranten können vor Aufregung kaum etwas essen, wie erging es Dir?
Da ich mir von Anfang an sagte, dass passieren muss, was passieren soll, war ich nur ein wenig aufgeregt. Wir, die drei Königsaspiranten hatten uns schon vorher mehrfach getroffen, um alles miteinander zu besprechen, was nach dem Königsschuss passieren sollte. Wir waren uns über jeden Schritt der ersten zwei Tage einig und somit hatte jeder Sicherheit. Doch kann ich die Aufregung durchaus verstehen, denn König sein ist etwas sehr Besonderes, Einzigartiges und Schönes.
Königin Barbara: Wie war das für Dich als der Vogel fiel?
Es war für mich sehr aufregend, und bevor ich das alles realisieren konnte, wurde ich schon freudig von den Mitstreitern, Thomas und Patrick umarmt. Ich bahnte mich durch die Menge, um dann unsere Verwandten und Freunde zu umarmen. Es war ein schöner Moment.
Was bedeutet Dir die Schützentradition?
Wie ich schon oben erwähnte, habe ich mich mit der Schützentradition befasst. Und ich halte es für wichtig, Traditionen zu pflegen. Dabei halte ich es aber mit einem guten Freund von mir, der immer wieder sagt:„ Tradition pflegen heißt nicht, die Asche zu hüten, sondern das Feuer der Begeisterung zu bewahren und weiterzugeben!“ Ich will damit sagen, dass blindes Festhalten an Tradition, gegen den Willen der Schützenbruders kontraproduktiv ist. Auch Innovation ist nötig. Doch muss Diese mit Bedacht angewandt werden. Wichtig ist es auch, den jungen Bruders, den Jungschützen und Schülern beizubringen, woher wir kommen und warum wir tun, was wir tun. Wer die Tradition nicht versteht, wird sie auch nicht plegen.
An welchen Stellen in Kevelaer bist Du auch noch aktiv?
Ich war, wie auch oben schon dargestellt, lange Jahre im Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr. Später wechselte ich zur Blaskapelle der Basilikamusik Kevelaer, die meist nur kurz Musikverein genannt wird. Im Musikverein bin ich auch noch aktiv, soweit es mein Studium zulässt.
Und Deine Hobbys?
Neben dem Schützenwesen, liebe ich Musik. Egal ob selbst gemacht oder angehört. Auch der Stil ist mir fast egal. Das was ich nicht mag, das unterdrücke ich nicht, sondern gehe ihm nur aus dem Weg. Ich halte es für intolerant und anmaßend, jemandem verbieten zu wollen, sich die Musik anzuhören, die ihm gefällt. Ein weiteres Hobby ist das ansammeln von Wissen. Mein Studium ist Hobby. Frei nach dem Motto:„ Egal wie alt Du wirst, der Tag an dem Du nichts lernst, ist der letzte Deines Lebens!“
Welchen Beruf übst du aus?
Im Moment bin ich Sachbearbeiter im Energiemanagement des Immobilien-Managements Duisburg, und als solcher mit vier weiteren Kollegen verantwortlich für das Energiemanagement aller öffentlichen Gebäude der Stadt Duisburg.
Weiß man eigentlich vorher, was da auf einen zukommt?
Ja und Nein. Man weiß von den öffentlichen Auftritten und auch von den Pflichten, die man als König hat. Aber auf die schönen Dinge wie die beginnenden und sich vertiefenden Freundschaften kann man nicht vorbereitet sein. Die Ehre für seine Gilde die Kette tragen zu dürfen, die vielen schönen Momente mit den Bruders und besonders mit seiner Königin, seinem Adjutanten und der Adjutantin sind Erlebnisse, auf die man nicht Vorbereitet werden kann.
Als Schützenkönig im Vorstand mitarbeiten: Eher Lust oder Last?
Die Arbeit im Vorstand war für mich eher Lust.
Warum lohnt es sich, in Kevelaer König der MÄNN zu werden?
Hier kann ich nur schreiben siehe oben. Das Königsjahr bisher (und ich denke auch im Weiteren) war angefüllt mit schönen Momenten. Der Königsschuss, das Feiern mit den Bruders, das Entwerfen der Königsplakette und das Suchen der Ballkleider für die beiden Frauen sind nur Beispiele für viele schöne Stunden bisher. Natürlich werden jetzt alle Schützenbruders der anderen Gilden dasselbe sagen und ich denke auch empfinden, aber für mich ist die St. Antoniusgilde in Kevelaer, die MÄNN, ein großes Stück meiner Heimat und König in der Heimat zu sein, ist ein wunderbares Erlebnis.
Wie waren die Kirmestage für euch?
Die Kirmestage waren ein rauschendes Fest. Es wurde gefeiert von morgens bis abends und von Donnerstag bis Montag. Auch hier ist das natürlich für viele Kevelaerer so, aber für einen König ist es etwas Besonderes. Es ist schwer die Gefühle zu beschreiben, aber es kommt schon einem Rausch nahe, und das, obwohl ich kaum Alkohol getrunken habe. Es war ein tolles Fest und ich denke jeder König und jeder FKT wird mir da zustimmen und mit einstimmen, wenn ich sage:“ Es lebe die Gemeinsame; Völ Glöcks met de Kermes!“
Wie seht ihr nach dem Königsjahr eure eigene künftige Rolle im Schützenverein?
Wenn ich die Gilde bei Schützenumzug sehe, sehe ich viele Jungschützen, die in den letzten Jahren zu uns gestoßen sind. Sie sind die Zukunft der Gilde und die Aufgabe jedes Bruders. Wir müssen dafür sorgen, dass die Traditionen auch später weiter gepflegt werden, da sie ein Teil der Kultur unserer Stadt sind. Meine Rolle dabei wird, wenn nicht die anderen Bruders mich für ein anderes Amt für Fähig und Würdig befinden, darin bestehen, das, was ich gelernt und erfahren habe weiterzugeben.
Gibt es etwas, das ihr den Aspiranten für den kommenden Königsschuss mit auf den Weg geben wollt?
Ja, Gut Schuss. Achtet nicht darauf, was Könige vor Euch taten. Es ist Euer Jahr. Das solltet Ihr feiern, wie Ihr es für richtig haltet.
Noch ein paar Fragen abseits des Schützenwesens
Auf eine einsame Insel nehme ich mit….
Meine Königin, eine Möglichkeit Musik zu erzeugen und ein gutes Buch.
Meinen Lieblingsurlaub verbringe ich an…..
…einem Interessanten Platz der mehr bietet als nur Abschalten.
Wenn irgendwer Meister wird….
… ist mir das völlig egal.
Das Schöne am Leben in Kevelaer ist….
… Kevelaer und seine Menschen selbst
In der Pommesbude bestellst du ein…
…halbes Hähnchen mit Pommes Frites
Wir danken für das Interview im Namen der Gilde